Neu ist das nicht: Fanproteste gegen RB Leipzig. Das planen am 6. Spieltag der 2. Bundesliga Anhänger von Union Berlin gegen die Gastmannschaft RB Leipzig. Dass der Traditionsverein nicht viel vom Mateschitz-Club hält, ist kein Geheimnis.
Schon das im Frühjahr 2011 geplante Testspiel wurde aufgrund von massiven Union-Fanprotesten kurzfristig abgesagt. Der Berliner Club war nicht der erste – und auch nicht der letzte. Auch der Bundesligist VfB Stuttgart sagte in diesem Sommer ein Testspiel zu, um es, kurz bevor es stattfand, wieder zu canceln – ebenso aufgrund der Unmutsbekundungen der Fans. Die Leipziger fanden es aber gar nicht mehr so dramatisch, als es hieß, dass Zlatan „Ibrakadabra“ Ibrahimovic samt PSG-Anhang anstelle der Schwaben in die Red Bull Arena kommt.
Doch vergessen wird bekanntlich nichts. So sagte Bullen-Kapitän Daniel Frahn, – sportlich frisch in die 2. Bundesliga aufgestiegen (DFL-Lizenz fehlte zu diesem Zeitpunkt noch) – dass er sich vor allem auf Spiele gegen St. Pauli, 1860 München und Union Berlin freue – grinsend: „Jetzt müssen sie ja gegen uns spielen.“
Das werden sie wohl oder übel müssen – allein der Tabelle wegen. Während RB Leipzig derzeit auf dem 2. Platz residiert, haben sich die Berliner in dieser Saison bisher schwer getan. Nach 5 Spielen gab es noch keinen Sieg, 3 Unentschieden und 2 Niederlagen. Doch leise wird die Abneigung gegen das finanzstarke „Kunstprojekt“ im Stadion An der Alten Försterei wohl nicht ablaufen. Außer die ersten 10 Minuten der Partie, denn die werden geschwiegen. Ansonsten ist geplant, dass vor dem Spiel 20.000 schwarze Einweg-Regenjacken verteilt werden, die von den Zuschauern getragen werden sollen, um das Stadion komplett in Schwarz zu tauchen und so den Tod der Fankultur im deutschen Fußball zu betrauern … Auch daran ist laut Traditionsfans RB Leipzig schuld.
Für RB Leipzig ist das nicht neu. Der Club wird es auf die Liste seiner „Vergehen“ setzen und wie gewohnt weitermachen. Denn es läuft bisher wie am Schnürchen: 5 Spiele, 3 Siege, 2 Unentschieden und eine Runde weiter im DFB-Pokal.
Zorniger: Hochemotionales Spiel muss im Kopf richtig angegangen werden
Doch dass es ein hochemotionales Spiel wird, das weiß auch RBL-Coach Alexander Zorniger. Nicht umsonst stellt er fest, dass die Partie vor allem mit dem Kopf richtig angegangen werden müsse. „Es wird sicherlich keinen allzu herzlichen Empfang in der Alten Försterei geben. Aber meine Spieler haben schon mit so vielen verschiedenen Widerständen zu kämpfen gehabt. Außerdem sehe ich sie im Umgang mit Gegenwehr auf einem sehr guten Niveau.“ Soll heißen: Als RBL-Spieler weiß man, dass man keinen Beliebtheitspreis erhält. Erst kürzlich sagte uns Mittelfeldspieler Rani Khedira im urbanite Interview: „Wir lassen uns nicht beeinflussen, ob Fußball-Deutschland uns im Moment hasst. Wir haben zwar einen großen Sponsor hinter uns, aber in erster Linie stehen wir für offensiven, attraktiven Fußball.“ Er selbst sehe es als eine schöne Aufgabe und ein interessantes Projekt gegen den Hass anzukämpfen.
So emotional sich die Union-Fans am Sonntag zeigen werden, so tiefenentspannt reagiert Zorniger: „Es wird schon seine Gründe haben, warum die Fans das machen. Sie können das ja auch – wir leben in einer Demokratie.“
Spiel(er)infos:
Clemens Fandrich hat seine Gelb-Rot-Sperre abgesessen und ist wieder spielberechtigt. Yussuf Poulsen hatte Oberschenkel-Probleme, soll aber bis zum Spiel gegen Union wieder fit sein. Joshua Kimmich zog sich eine Dehnung des Seitenbandes im rechten Knie zu, kann seit Mittwoch wieder mittrainieren.
Ausfälle: Fabio Coltorti, Fabian Franke, Henrik Ernst, Terrence Boyd, Niklas Hoheneder, Lukas Klostermann, Ante Rebić
Was: 6. Spieltag – 1. FC Union Berlin (17.) – RB Leipzig (2.)
Wann: Sonntag, 21. September 2014, 13.30 Uhr
Wo: Stadion An der Alten Försterei in Berlin