Es wird bunt und schrill, provokativ und wild: Träumen alle kleinen Mädchen davon, einmal Ballerina zu werden? Was macht die Queen of England eigentlich zu einer starken Frau? Welche Rolle spielen Tiere für die Entstehung unseres heutigen Frauenbildes? Die drei Schauspieler/innen Samira Wenzel, Stefan Wenzel und Franziska Merkel haben sich für „Frauen in gehobenen Positionen“ eingehend mit dem Thema beschäftigt und präsentieren nun ihre Ergebnisse. Dazu bedienen sie sich Handpuppen und Akrobatik, Tanz und Musik, Gesang und vieler verrückter Verkleidungen. Viele unterschiedliche Mittel für unterschiedliche Herangehensweisen an ein schwieriges Thema.Das Stück lebt von Bildern und weniger von Worten. Wenzel, Wenzel und Merkel präsentieren ihre Überlegungen nicht anhand einer durchgehenden Erzählung, sondern in immer neuen Szenen am Beispiel bekannter und einflussreicher Frauen aus der Sicht einer modernen Gesellschaft. So werden die Zuschauer ins Paradies und die Entstehungsgeschichte entführt; in einen Ballettsaal, auf Bühnen, Umkleidekabinen und sogar in die Welt der Götter und die Entstehung Europas. Was das alles mit unserem heutigen Bild der Frau zu tun hat, davon macht ihr euch am besten selbst ein Bild.
Es beginnt mit der Schlange, die Eva im Paradies verlocken möchte, den Apfel zu kosten – allerdings möchte Franziska Merkel den Apfelsaft wirklich nicht und nein heißt nein. Interessiert die Schlange aber nicht. Samira Wenzel schaut sich währenddessen Bilder von Queen Elizabeth an und versucht Posen und Mimik genau nachzuahmen, wie fühlt sie sich dabei? Anschließend scheucht der Stier Europa über die Bühne und gibt sein bestes, Europa zu verführen. In rosa Rüschen und weiße Spitze gehüllt stöckeln die beiden Frauen auf Spitze über die Bühne und verbiegen sich, aber dürfen starke Frauen das überhaupt? Zwischendurch zeigt sich immer wieder der schöne Schwan auf der Bühne.
Generell werden sehr persönliche Erfahrungen, Gedanken oder Zweifel der drei Schauspieler/innen aufgegriffen und umgesetzt. Interessant ist dabei auch die männliche Perspektive, die durch Stefan Wenzel dazukommt. Denn so komplex wie der Begriff Feminismus ist, so schwierig ist es auch, diesen eindeutig zu fassen und darzustellen. Wiedersprüche werden aufgedeckt und Wandlaungen des Begriffes Feminismus im Laufe der Zeit aufgezeigt. So liefert auch das Schauspielertrio keine konkreten Antworten – einige Fragen werden beantwortet, dafür aber neue aufgeworfen, Stereotypen und Vorurteile werden unter die Lupe genommen und hinterfragt. Am Ende gibt es enthusiastischen Applaus, aber auch das eine oder andere fragende Gesicht.
Es muss gesagt werden, das Stück ist nichts für einen Abend, an dem man sich einfach gerne berieseln lassen und zuschauen möchte. „Frauen in gehobenen Positionen“ will, dass die Zuschauer mitdenken, eigene Ansichten hinterfragen und sich selbst Ihre Gedanken machen. Am besten bei einem anschließenden Bier an der Bar.
Frauen in gehobenen Positionen | Westflügel
Spielzeiten & Preise: 21., 22.11. und 23.11. 2019 jeweils 20 Uhr
Tickets zw. 10 und 20 €