Die bergischen Löwen müssen ums Überleben (in der Bundesliga) kämpfen. Sie hatten laaange auf fette Beute gelauert und schließlich in den letzten drei Wochen die Hallenhandballer aus Berlin, Coburg und Lemgo in tausend Einzelteile zerrissen. Am Samstag wollten sie wieder auf Jagd gehen und wertvolle Punkte im Klassenkampf sammeln. Die „sorgenlosen“ Sachsen sollten sich keineswegs sicher fühlen! Doch die momentane Männermannschaft des neuen Bundestrainers blieb insbesondere in den messerscharfen Phasen der Auseinandersetzung cool. Sie holte mit einem völlig verdienten 26:24 (12:11) den dritten Auswärtssieg in der laufenden Saison.
Die Sachsen waren schon in der Anfangsphase der Begegnung – dank einer bärenstarken Abwehr und eines super Milos Putera im Tor – das bessere Team. Obwohl der Zwischenstand was anderes suggerierte. Einerseits hatten der österreiche Nationalspieler Alexander Hermann und Christian Hoße die Hausherren 1:0 beziehungsweise 2:1 in Führung geworfen und andererseits die Grün-Weißen gleich mehrere Male das Gestänge des gegnerischen Kastens getroffen. So wurden Tore in den ersten zehn Minuten des Spieles zur Mangelware. Bis Franz Semper aus dem Rückraum einnetzte und Marvin Sommer und Lucas Krzikalla weitere Chancen nutzten. Prompt lagen die Schützlinge von Chefcoach Christian Prokopp vorn. Der Spielstand auf der Anzeigetafel nach einer Viertelstunde lautete 2:5.
„Wir kannten die Schwere der Aufgabe, wussten, dass die Gastgeber vor den eigenen Fans alles geben werden. Wir wollten den Gegner sowohl kämpferisch als auch spielerisch beeindrucken, am besten selber in Führung gehen, um danach die Atmosphäre in der engen Halle zu unseren Gunsten zu nutzen“, erklärte CCCP seinen Plan. Die körperkulturellen Männer setzten das Vorhaben prima um. Auch Niclas Pieczkowski warf sehenswerte Tore, Benjamin Meschke holte mehrere Siebenmeter heraus, die Christoph Steinert (außer den ersten) sicher verwandelte.
Cooles Spiel des SC DHfK
Das klingt nach einem souveränen Match. Allerdings ließen die Leipziger, die weiterhin eine sehr sichere Abwehr auf die Platte brachten, super Chancen aus. Außerdem kamen einige technische Fehler dazu. So blieben die engagierten Gastgeber am Tabellensechsten aus der Messestadt dran. Hoße erzielte unmittelbar vor dem Seitenwechsel in bergischer Überzahl das Anschlusstor, später besorgten Tomas Babak und Fabian Gutbrod den Gleichstand. 14:14, 15:15. Doch das erneute Führungstor blieb den Hausherren versagt. In der entstandenen Hölle, Hölle, Hölle spielten die Gäste – wie eingangs geschrieben – cool. Sommer schaffte drei Tore in Folge zum zwischenzeitlichen 18:20.
Die Schlussphase des Spiels spiegelte das gesamte Geschehen ganz gut wider. Die Leipziger bogen nach den Wirkungstreffern von Krzikalla und Semper mit einem scheinbar sicheren 20:24 auf die Zielgerade ein, doch ließen die Bergischen durch einfache Ballverluste und eine Zeitstrafe nochmals aufschließen, so dass die einheimischen Handballfans auf einen spektakulären Endspurt hofften, bis Steinert seinen siebten Siebenmeter verwandelte. Anschließend durften die grün-weißen Schlachtenbummler (mit dem früheren Torwart Felix Storbeck unter ihnen) das Erreichen des Saisonziels feiern. In den letzten Spielzeiten musste keine Vertretung mit 26 Pluspunkten auf dem Konto aus der Bundesliga absteigen.
Statistik:
Bergischer HC gegen SC DHfK Leipzig 24:26 (11:12)
Bergischer HC: Gustavsson, Rudeck; Preuss, Hoße 5, Artmann N, Gunnarsson 4, Nippes 2, Artmann J, Hermann 3, Babak 3, Gutbrod 4, Vilovski 1, Jonovski, Criciotoiu 2
SC DHfK Leipzig: Putera, Vortmann; Semper 3, Steinert 6/6, Jurdzs, Krzikalla 6, Janke 1, Binder, Pieczkowski 4, Sommer 5, Roscheck, Meschke 1, Milosevic
Zuschauer: 2.578 Handballfans in der Klingenhalle Solingen Schiedsrichter: Pritschow / Pritschow
Siebenmeter: BHC 3/2, Leipzig 7/6
Zeitstrafen: BHC 8 Min, Leipzig 10 Min
Rote Karte: Preuss (BHC, 59. Min)
Christian Prokop (SC DHfK Leipzig):
„Es war eine tolle Stimmung in der engen und akustisch lauten Klingenhalle. Wir wussten, was auf uns zukommt und wollten in jeder Situation positiv bleiben und unseren taktischen Plan nicht verlassen. Wir haben heute viel mit zwei Kreisläufern versucht, jedoch in den ersten vier Angriffen gleich dreimal nur den Pfosten getroffen. Dadurch war unser Start in die Partie etwas zäh.
Unsere Abwehr war heute über 60 Minuten der Garant für den Auswärtssieg. In der zweiten Halbzeit ist der BHC zwar nochmal zum Unentschieden gekommen, doch wir haben das Blatt nicht kippen lassen. Bisher waren wir in dieser Saison auswärts nicht ganz so erfolgreich, daher bin ich überglücklich, dass wir unsere gute Form und das Selbstvertrauen aus den letzten beiden Heimspielen auch heute auf die Platte gebracht haben.“
Sebastian Hinze (Bergischer HC):
„Glückwünsch an Leipzig. Wir haben heute zwei sehr gut orientierte Abwehrreihen gesehen. Mit der Defensivleistung meiner Mannschaft bin ich zufrieden, doch im Angriff haben wir uns schwer getan. In der ersten Halbzeit haben wir zwei, drei freie Bälle liegenlassen. Wenn man sich jeden Tor so hart erkämpfen muss, tun solche Bälle natürlich weh.
In der zweiten Halbzeit haben wir zwei Fehler in der Rückwärtsbewegung gemacht und uns ein paar technische Fehler geleistet. Leipzig hat diese Fehler gnadenlos ausgenutzt. Das war in so einem engen Spiel zwischen zwei Teams, die sehr gut aufeinander eingestellt sind, der Unterschied.“
Quelle: Leutzscher Welle