Vor einem halben Jahrhundert wär‘ eine Begegnung des SC DHfK Leipzig gegen den VfL Gummersbach das ultimative Spektakel im Hallenhandball gewesen: Die damaligen Serienmeister der beiden deutschen Staaten im direkten Aufeinandertreffen! Aber auch dieses Mal wurde den 5.058 Handballfans in der Arena ein spannendes, ja, mitreißendes Match geboten. Die Gastgeber konnten die lange Zeit führenden Gäste aus dem weiten Westen in der Schlussphase des Spieles mit 27:24 (11:11) Toren bezwingen. Das war der vierte Sieg der Sachsen in Serie.
Allerdings rannten die körperkulturellen Männer am Anfang dem Verein für Leibesübungen hinterher. Sie mussten mit den verletzten Maximilian Janke und Philipp Weber zwei Spieler ersetzen, die ansonsten das einheimische Spiel lenken, und hatten prompt Probleme, die aggressive Abwehr des Kontrahenten zu überwinden. Co-Trainer Matthias Albrecht sah sieben technische Fehler und Regelfehler als einen Hauptgrund des zwischenzeitlichen Rückstandes an. Außerdem lief Carsten Lichtlein im gegnerischen Kasten zur Höchstform auf. Der Nationaltorwart parierte gleich mehrere Chancen von Lukas Binder oder zwei Siebenmeter von Yves Kunkel. So liefen die Leipziger den Gummersbachern meistens drei Treffer hinterher. 4:7, 5:8, 7:10.
Aber, aber. Die heimstarken Gastgeber können sich – insbesondere in solchen komplizierten Situationen – auf ihre sachkundigen Fans verlassen. Sie singen kaum Gassenhauer in einer Dauerschleife vorwärts und rückwärts, sondern spüren ganz genau, wenn die eigene Mannschaft ihre munter machende Anfeuerung braucht, wenn der Gegner verunsichert werden soll. In den letzten Minuten vor dem Seitenwechsel sind sicherlich nicht wenige Klatschpappen zerfetzt worden. Aivis Jurdzs hämmerte die „Nülle“ aus dem Rückraum ins Tor, Andreas Rojewski verwandelte einen Siebenmeter sicher, auch Lukas Binder konnte Carsten Lichtlein doppelt überwinden. So wurden die Seiten bei einem viel positiver erscheinenden 11:11 gewechselt.
Es ging spannend weiter. Die Gummerbacher hatten Anwurf und konnten immer wieder in Führung gehen. Der körperlich sehr starke Stanislav Zhukov tankte sich mehrere Male durch. Auch Josef Pujol, Marvin Sommer und Florian von Gruchalla trafen in das sächsische Tor. Doch die Leipziger glichen ständig aus. 13:14, 15:15, 16:17, 18:18, 20:20. Folglich gingen die beiden Vertretungen im Gleichschritt in die letzten zehn Minuten des Spiels.
Klar, die körperkulturellen Männer wollten André Haber im letzten Heimspiel als Chefcoach, er gibt im Januar die Verantwortung an Michael Biegler weiter, einen Sieg schenken. Niclas Pieczkowski und Andreas Rojewski trafen aus dem Rückraum und Alen Milosevic vom Kreis. Außerdem konnte Jens Vortmann, der für den guten Milos Putera in den Kasten gekommen war, gleich mehrere Bälle halten. Plötzlich lagen die Leipziger mit 23:20 Treffern vorn. Sie ließen sich diesen Vorsprung gegen verbissen kämpfende Gummersbacher nicht mehr nehmen. „Erst in der vorletzten Minute, als Lucas Krzikalla zum 27:23 getroffen hatte, konnten wir sicher sein, dass wir das Spiel gewinnen“, charakterisierte Matthias Albrecht, der André Haber auf der Pressekonferenz vertreten hatte, das enge Match. Heimsieg!
Spielbericht: Leutzscher Welle
Denis Bahtijarevic (Trainer VfL Gummersbach):
„In der ersten Halbzeit haben wir besser gespielt. Die Abwehr war gut und auch unser Torhüter stand gut. Die Partie hatte einen ähnlichen Verlauf wie unser letztes Auswärtsspiel in Hannover. Auch heute hatten wir in der zweiten Halbzeit ähnliche Probleme und haben unser Konzept verloren. Andreas Rojewski hat sehr viele Tore gegen uns erzielt. Bis zur 45. Minute war noch alles gut, aber am Ende hat Leipzig mehr Gas gegeben und hatte das bessere Konzept. Darum war es ein verdienter Sieg für den SC DHfK.“
Matthias Albrecht (Co-Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wir sind sehr glücklich, dass wir das Heimspieljahr mit einem Erfolg abschließen konnten. Wir wussten, dass Gummersbach uns alles abverlangen wird. In der ersten Halbzeit sind wir schwer ins Spiel gekommen und haben Gummersbach mit vielen technischen Fehlern und Fehlwürfen zur Führung eingeladen. Es war sehr wichtig, dass wir vor der Pause schnell drei Tore aufholen konnten. In der zweiten Halbzeit waren wir dann deutlich konsequenter im Abschluss. Auch die Zuschauern verdienen ein großes Kompliment, denn sie haben uns wieder wahnsinnig unterstützt.“
Statistik:
SC DHfK Leipzig gegen VfL Gummersbach 27:24 (11:11)
Leipzig: Vortmann; Putera; Semper (1); Rojewski (11/6); Jurdzs (3); Krzikalla (1); Binder (3); Pieczkowski (5); Kunkel (1/1); Roscheck; Rivesjö; Strosack (1); Meschke; Milosevic (1)
Gummersbach: Lichtlein; Puhle; Schöneseiffen; Matic (1); Pujol (4); Sommer (4); Xhafolli; Köpp (1); Zhukov (6); von Gruchalla (5/2); Becker; Preuss (2); Feuchtmann (1)
Siebenmeter: Leipzig 7/9; Gummersbach 2/2 Strafen: Leipzig 4 Min; Gummersbach 8 Min Zuschauer: 5058 Handballfans in der ARENA Leipzig