Zwischen Schneeschippen und Schlittenfahren Schnee von gestern? Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum

Im Haus Böttchergäßchen des Stadtgeschichtlichen Museums gibt es noch bis Ende Februar 2022 eine Ausstellung zu entdecken, die sich der kalten Jahreszeit widmet. “Schnee von gestern? Die Kulturgeschichte des Winters” beleuchtet die verschiedenen Facetten des Winters als Jahreszeit. Wir waren vor Ort und sind für euch durch den musealen Schnee gestapft.

© Marius Mechler

Denkt man an Winter, fallen einem unweigerlich etliche Begriffe ein, die man mit dieser Jahreszeit in Verbindung bringt: Kälte und Dunkelheit auf der einen, Schnee, Wintersport und Weihnachten auf der anderen Seite. Keine Jahreszeit polarisiert so sehr wie der Winter, der in den Menschen sowohl positive als auch negative Emotionen hervorruft. So steht der Winter eben für graue Tristesse, aber gleichermaßen für gemütliche Besinnlichkeit. Als Naturphänomen stellt er Mensch und Natur seit jeher vor Herausforderungen. Doch so ungemütlich das Wetter im Winter auch ist, die Menschen haben sich diese Jahreszeit zu eigen gemacht und haben sie auf vielfältige Weise kultiviert.

© Marius Mechler

Winter im Wandel

Eine Mammut-Plastik und ein Polarfuchs-Präparat nehmen die Besucher:innen der Ausstellung in Empfang. Was folgt, ist ein erdgeschichtlicher Überblick über den Wechsel von Kalt- und Warmzeiten. Wir lernen: Erdgeschichtlich betrachtet, leben wir derzeit immer noch in einer Kaltzeit, wenn auch im letzten Drittel einer wärmeren Periode. Doch auch wenn das Wetter auf unserem Planeten seit jeher ständigen Veränderungen unterworfen ist, seit dem Industriezeitalter hat sich das Klima auf der Erde drastisch verändert und sorgt vor allem auch für wärmere und trockenere Winter in unseren Breiten. Das hat nicht nur drastische Auswirkungen auf die Natur, auch der Wintersport leidet beispielsweise darunter. Für Schlittschuhlaufen auf natürlichen Eisflächen, Ski- oder Schlittenfahrten bot sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte auch in Leipzig immer seltener die Gelegenheit.

© Marius Mechler

Winter in Leipzig

Vor allem beleuchtet die Ausstellung die Bedeutung des Winters für die Stadt Leipzig. Denn Pelzindustrie, Weihnachtsgeschäft und Wintersportvereine sind nicht nur eng mit der Jahreszeit an sich, sondern in besonderem Maße auch mit Leipzig verknüpft. Durch unterschiedliche Objekte, Bilder und Medien sowie einige Mitmachstationen wird der Winter in Leipzig von allen Seiten beleuchtet. Fotos von freudigem Winterfreizeitvergnügen, aber auch von lahmgelegtem Nahverkehr zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten und Herausforderungen für eine Stadt wie Leipzig sind. Historische Holzschlitten, Winterkleidung und sogar einen vor mehr als hundert Jahren auf Max Klinger ausgestellten Strafzettel gibt es zu entdecken, weil dieser den Schnee vor seiner Haustür nicht ordnungsgemäß geräumt hatte. Daneben laden unter anderem eine Eiskristall-Bastelstation und ein Lese-Iglu mit winterlichen Kinderbüchern zum Mitmachen und Nachdenken ein. Denn es stellt sich auch die Frage, wie zeitgemäß nostalgische Wintermärchen für Kinder noch sind, wenn Schnee und Eis zum immer selteneren Phänomen werden. Insgesamt ist die Ausstellung ein interessanter Rundumschlag, der das Wechselspiel zwischen rauer Eisigkeit, winterlichem Vergnügen und nostalgischer Sehnsucht veranschaulicht, indem durch verschiedene Installationen Freud und Leid des Winters erfahrbar gemacht werden.

© Marius Mechler

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig (Haus Böttchergäßchen 3)

Die Sonderausstellungen im Haus Böttchergäßchen sind bis vorerst Sonntag, den 9.1.2022, geschlossen.

www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de