Gleichberechtigung in der Kunst Schumann-Haus stellt neue Augmented Reality App vor

Wie gleichberechtigt lebten die Schumanns? Im Schumann-Haus in Leipzig gibt es eine neue Augmented Reality App, die den Besucher:innen das Leben und Arbeiten von Clara und Robert Schumann näher bringen soll.

© Christian Kern

Außergewöhnliche Ehe

Im Haus in der Inselstraße 18 verbrachten Clara (1819-1896) und Robert Schumann (1810-1856) ihre ersten vier Ehejahre. Beide strebten zwar einerseits eine Ehe und künstlerische Arbeitsgemeinschaft auf Augenhöhe an, hatten andererseits aber auch mit den starren Rollenbildern des 19. Jahrhunderts zu kämpfen. Besonders Robert Schumanns ausbleibender Erfolg als Komponist verbunden mit den gefeierten Konzertreisen seiner Frau strapazierten die Familienharmonie. Mit den Höhen und Tiefen dieses außergewöhnlichen Paares können sich Besucher:innen bereits vor Ort im Schumann-Haus auseinandersetzen. Nun wurde eine neue Augmented-Reality-App in dem Museum zur Verfügung gestellt, welche sich noch eingehender der Thematik der Gleichberechtigung in der Kunst widmet.

Historie und Gegenwart

Unter den drei Rubriken „Kinder und Karriere“, „Rollen“ und „Künstler-Paare“ werden kurze animierte Filmsequenzen gezeigt, die Situationen aus dem Leben von Clara und Robert Schumann zeigen und somit die historische Ebene bilden. Die Filme stammen aus dem Studio der buchstabenschubser aus Potsdam, die bereits einen Animationsfilm für das Museum realisiert haben. Die Verbindung mit der Gegenwart entsteht in der App durch Interviews mit zeitgenössischen Künstler:innen, wie der Geigerin Carolin Widmann, dem Cellist Peter Bruns und der
Singer/Songwriterin Laura Liebeskind. Mithilfe eines Tablets und der Augmented Reality (künstliche Realität) kann man die interviewten Personen direkt in den Raum platzieren, in dem man sich gerade befindet. Die Gespräche führte die Museumskuratorin Dr. Beatrix Borchard und stellte dabei solche Fragen wie: „Was wäre anders, wenn Clara und Robert heute geboren wären bzw. was wäre ähnlich?“ oder „War sein Werk auch ihr Werk?“. Durch die Kombination der beiden Ebenen wird eine komplexere Beschäftigung mit den immer noch aktuellen Themen Karriere, Familie und Geschlechterrollen möglich, die noch über den Museumsbesuch hinauswirken sollen.

Die App soll in Zukunft weiterentwickelt werden, so dass immer neue Themenblöcke hinzugefügt werden können. Außerdem wird sie für Schulen deutschlandweit verfügbar sein, um im Unterricht eingesetzt werden zu können. Für den Privatgebrauch ist sie noch nicht nutzbar, sondern kann nur vor Ort auf dem hauseigenen Tablet des Schumann-Hauses genutzt werden. Doch auch das ist in Planung und vielleicht ist die Beschäftigung mit dem außergewöhnlichen Leben des Paares Clara und Robert Schumann bald von der Couch aus möglich.