Nach „suchen“, der erfolgreichsten Spielzeit im Theater der Jungen Welt (TdJW), startete am 26. August das neue Programm „Über>>Morgen“. Unter den vielen Neuinszenierungen findet am 19. September auch die deutsche Erstaufführung von „Man sieht sich“ einem Stück von Gaullaume Corbeil statt.
Im Zeitalter der sozialen Netzwerke beschäftigt sich „Man sieht sich“ mit fünf verschiedenen Personen, aus deren „Gefällt mir“-Listen, Selfies, Fotos und Videos sich eine Geschichte entwickelt. Die „generation facebook“ kennt sich nur zu gut mit dem „posten“, „liken“ und „sharen“ aus und so sind soziale Netzwerke immer mehr zu Orten geworden, an denen man sich nie wieder alleine fühlen muss. Was zunächst harmlos in den sozialen Netzwerken beginnt und den meisten von uns womöglich auch bekannt vorkommt, steigert sich während des Stücks bis zum Äußersten. Ich poste, also bin ich.
Das Stück gehörte bereits 2012 zu den Gewinnern des Wettbewerbs „Neue Theaterstücke aus Kanada“ und wurde 2013 mit dem Autorenpreis beim Festival „Primeurs“ in Saarbrücken ausgezeichnet. Die Form des Theaterstücks orientiert sich an den Kommunikations- und Schreibweisen von Facebook, Twitter und Co. Intendant und Regisseur Jürgen Zielinksi bezeichnet „Man sieht sich“ als „eines der wichtigsten Stücke, an das man sich im aktuellen Kinder- und Jugendtheater heranwagen kann, weil es wesentliche Fragen an die Zukunft stellt. Wir müssen gar nicht in der Ferne suchen, sondern können in unseren eigenen, alltäglichen Social Network-Erfahrungen wühlen. Im Rahmen des Selbstinszenierung der heutigen Gesellschaft, werden wir alle gläsern.“
Der Leipziger Dub-Tech-DJ Marko Fürstenberg ergänzt die visuelle und sprachliche Gewalt des Stückes durch ein für „Man sieht sich“ programmiertes Elektro-Set. Der DJ lebt seit 2006 in Leipzig. In seinen Live-Sets kombiniert er klassische Dub-Techno-Elemente mit aktuellen Techno-Trends. Dies ist seine erste Zusammenarbeit mit dem TdJW.
Guillaume Corbeil über „Man sieht sich“
„Soziale Netzwerke sind für mich wie ein Theater. Ein Theater, in dem der Regisseur, der Autor und Hauptdarsteller ein und dieselbe Person sind. Was wir durch die sozialen Netzwerke feststellen, ist, dass Big Brother keine Erfindung des Regimes ist, um die Massen zu überwachen, sondern eine Erfindung der Massen, um der Anonymität und Einsamkeit zu entfliehen – ohne Zweifel zwei große Probleme unserer Zeit.“
Infos:
Premiere: Fr, 19. September 2014, Regisseur Guillaume Corbeil wird ebenfalls anwesend sein
Vorstellungen: u.a. So, 21. September, Dienstag, 23. September, Donnerstag 9. Oktober, Freitag, 10. Oktober, Mittwoch, 3. Dezember, Donnerstag, 4. Dezember 2014
Geeignet ist „Man sieht sich“ für Jugendliche ab 15 Jahren.
Alle Infos zur kompletten Spielzeit findet ihr hier.