Schaumwelten Theaterrezension: Peer Gynt im Schauspiel Leipzig

Wir haben uns Peer Gynt im Schauspiel Leipzig angesehen, dieser lebt in seiner eigenen Traumwelt, in der er der Kaiser ist, den alle verehren und brauchen.

© Rolf Arnold
Peer Gynt lebt in seiner eigenen Welt. In dieser ist er der Kaiser, den alle verehren und brauchen. In Wahrheit ist er der Sohn einer armen Bauernwitwe, der von den anderen des Dorfes für seinen Größenwahnsinn verspottet wird. Er flüchtet sich in seine Traumwelten, übertreibt, lügt und kann sich nicht zügeln.

Peer Gynt raubt wahllos die Braut eines Anderen und wird für vogelfrei erklärt. Dann verliebt er sich in Solveig, für die er eine Hütte baut, bei der er jedoch wegen seiner inneren Unruhe nicht bleiben kann. Auf der Suche nach sich selbst und der Liebe unternimmt Peer Gynt verschiedene Reisen. Mal versucht er sich als Geschäftsmann, Sklavenhändler und Prophet, reist nach Marokko und Ägypten, verfällt den Drogen und dem Alkohol. Als Peer Gynt als alter Mann wieder nach Hause zurückkehrt, muss er beweisen, dass er er selbst war, um seine Seele nicht an den Knopfgießer zu verlieren. 

Zwiespalt und Zerrissenheit

Das Stück wurde 1867 von dem norwegischen Dramatiker Henrik Ibsen geschrieben und von Philipp Preuss im Schauspiel Leipzig in die heutige Zeit übertragen. So wurden moderne Themen mit historischen Reimformen kombiniert, die das Verständnis teilweise etwas erschweren. „Peer Gynt“ beginnt mit Humor, wird seicht eingeleitet und macht Lust auf mehr. Je tiefer der Zuschauer jedoch in die Geschichte eintaucht, desto abstrakter wird es. Irgendwann ist es schwer zu unterscheiden, ob die Geschehnisse tatsächlich stattfinden oder nur Peers Fantasie entspringen. Der Zwiespalt und die Zerrissenheit des Hauptprotagonisten werden durch sechs verschiedene männliche Personen sehr gut umgesetzt, die alle ein Ich des Peer Gynts verkörpern. Etwas verwirrend sind allerdings die sprunghaften Szenen- und Rollenwechsel. Teilweise, ohne das Kostüm zu verändern, stellen die Schauspieler, die auch Peer Gynt repräsentieren, plötzlich andere Personen dar.

Die verwendete Bühnentechnik wie Live-Videoaufnahmen, der Vorhang als Projektionsfläche und die rotierende Bühne machen die Aufführung lebendig und spannend. Die verschiedenen Orte werden reduziert umgesetzt und bleiben oft der Fantasie des Publikums überlassen. Highlight ist der riesige Schaumberg, mit dem die Bühne bedeckt ist und der im gesamten Stück als Requisite genutzt wird. Der Schaum unterstreicht noch einmal das Träumerische und das Fantastische, das Peer Gynt umgibt. Komponist Kornelius Heidebrecht bedient die gesamte Tontechnik und begleitet das Stück musikalisch live auf der Bühne. Damit schafft er eine stimmungsvolle Ebene, die die Aufführung noch bereichert. 

 Infos:  „Peer Gynt“ könnt ihr am 9. April 2017 um 16 Uhr, am 11. Mai, 31. Mai und 8. Juni 2017 um 19:30 Uhr im Schauspiel Leipzig sehen. Eintritt: ab 10€ / 8€ erm. Mehr Infos unter www.schauspiel-leipzig.de