"So läuft es jetzt im Westen"
Unfreiwillige Schließung des Kanal 28
02.02.2016
Lucas Böhme
Nach 16 Jahren endete die Ära „Kanal 28“ Ende 2015, nachdem der Mietvertrag nicht verlängert wurde. Michaela Ranft erklärt die Hintergründe.
Unverständnis, Trauer, Zorn, ein Mann nimmt gar das Wort „Mafia“ in den Mund. Nach 16 Jahren endete die Ära des Cafés Kanal 28 zum Jahresende 2015 – und das nicht freiwillig. Die genauen Hintergründe sind nebulös. Doch offenbar führte ein unappetitlicher Cocktail aus handfestem Eigeninteresse und Machtanspruch zur Schließung des beliebten Ausflugslokals.
Die schlechte Nachricht erreichte Ranft Mitte Dezember: Nachdem man sie mit einer endgültigen Entscheidung mehrfach vertröstete, fragte die Gastronomin selbst bei der Geschäftsleitung des Vereins nach und erfuhr hier, dass man es sich anders überlegt habe. „Man hat uns hingehalten, den versprochenen Vertrag nicht geschlossen, und dann hat man uns gesagt: ‚Wir wollen doch nicht.’“ Ranft und ihre sechs fest angestellten Mitarbeiter verloren wenige Tage vor Heiligabend ihre Jobs. „Es war schwer zu fassen. Man hat Versprechungen bekommen, man hat es sogar schriftlich, und dann stellt sich einer hin und sagt: Ist mir egal, was ich da versprochen habe. Dass da sechs Arbeitsplätze dranhängen, dass ihr keine Zeit habt, das Café ordentlich zu beräumen, dass ihr das Jahr 2016 voller Reservierungen habt, interessiert mich alles nicht. Das ist unglaublich, vor allem für einen Verein, der sich mit sozialer Arbeit rühmt. Das habe ich bis heute nicht verstanden und ich kann mir nur vorstellen, dass da persönliche Interessen rein spielen. Ansonsten tut man so etwas nicht.“
Das geht seit zwei Jahren und fällt auch in Veränderungen, die im Vorstand des Vereins stattgefunden haben. Deswegen kann man da eventuell Schlüsse auf einen Zusammenhang ziehen, wobei ich das weder belegen kann noch behaupten möchte. Aber es ist auffällig, dass da bestimmte Spannungen entstanden sind.“
Zufällig treffen wir vor Ort auch ein Mitglied des Wabe e.V., das sich nur anonym äußern will. Es erzählt, dass der Vorstand die Mitglieder über die Nichtverlängerung des Mietvertrags für den Kanal 28 im Unwissen ließ, und geht entsprechend hart ins Gericht: „Ich bin menschlich unglaublich enttäuscht. Man sollte zu seinem Wort stehen. Und wenn man das revidieren muss, hat man eine Informationspflicht. Das ist menschlich eine ganz, ganz schwache Leistung. Und das zeigt für mich auch, dass diese Leute keinerlei Rückgrat und Ehrlichkeit besitzen.“
Eisiges Klima
Die Kommunikation mit dem Verein geht laut Ranft inzwischen gegen null, findet allenfalls per Mail und ohne jede Höflichkeit statt. „Das Verhältnis hat keine Grundlage. Es ist keine Gesprächsbasis da, wo man ansetzen kann. Man hat alle Fristen verstreichen lassen. Wir haben lange genug auf unseren Mietvertrag gewartet, man hat uns nicht die Dokumente ausgehändigt, die wir gern wollten. Unsere Gegenvorschläge wurden komplett ignoriert, auch, wie man es verträglich gestalten kann. Auf diese E-Mail habe ich nicht einmal eine Empfangsbestätigung bekommen, geschweige denn eine Reaktion.“ Einziger Trost: „Dass wir soviel Zuspruch bekommen haben, dass Gäste sagen, wir waren gerne bei euch, ihr gehört zu Leipzig, ihr werdet uns fehlen. Wie ein guter Stammgast, wie ein guter Freund. Natürlich ist es nur eine ideelle Aufmunterung, aber es hilft zu wissen, wir haben nicht alles falsch gemacht, im Gegenteil.“
Das kommt nicht überraschend. Der WABE e. V. glänzte in den letzten Jahren durch sehr zweifelhafte Machenschaften, wovon u. a. auch einige Gerichtsprozesse zeugen. Bei diesem „Verein“ ist alles möglich, vor allem auch im Negativen.
Oh nein, es war immer so lecker …
Das kommt nicht überraschend. Der WABE e. V. glänzte in den letzten Jahren durch sehr zweifelhafte Machenschaften, wovon u. a. auch einige Gerichtsprozesse zeugen. Bei diesem „Verein“ ist alles möglich, vor allem auch im Negativen.
soooo schade 🙁
🙁