Der goldene Herbst ist voll im Gange, da heißt es: raus in die Natur und die letzten Sonnenstrahlen des Jahres einfangen. Der Leipziger Wildpark in Connewitz ist zwar ganzjährig ein beliebtes Ausflugsziel für Groß und Klein; doch besonders bei herbstlicher Kulisse lohnt sich hier ein gemütlicher Spaziergang.
Ab durch die Hecke
Ich habe mich mit Ralf Hermann verabredet. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins und bietet mir eine kleine private Exkursion an. Auch wenn Entdeckungstour ein wenig übertrieben gekünstelt klingen mag: letztlich gab es doch einiges zu erkunden, an dem ich die Jahre zuvor immer vorbei geeilt bin. Für eine Führung muss man allerdings nicht von der Presse sein. Herr Hermann bietet regelmäßig Rundgänge an – öffentliche, aber auch privat buchbare. Besonderes Highlight sind die Laternenführungen für Kinder im Spätherbst. Wir starten unseren Rundgang bei den Luchsen. Auf den ersten Blick scheint das Gehege leer zu sein, doch dann entdecken wir die beiden Pinselohren gut getarnt und schlafend unter einem Busch. Herr Hermann erklärt, dass die meisten Raubtiere die meiste Zeit über schlafen und sich nicht bewegen, wenn sie nicht müssen. Da das Jagen in Gefangenschaft wegfällt, faulenzen die Katzen tagsüber. Es ist also gar nicht so einfach sie zu entdecken. Stehen bleiben und suchen lohnt sich!
Vorbei am grünen Klassenzimmer, wo regelmäßig Schulunterricht stattfindet, und dem Gehege der Wildkatze geht es zu den Fischottern und Nerzen und hinüber zu den Waschbären, die sich in den Baumwipfeln verkrochen haben. Auf der Wiese nebenan tummeln sich Mufflons, Rot- und Dammwild und für einen kleinen Obolus darf das Gehege sogar betreten und erkundet werden. Mit ein wenig Futter vom Automaten fressen die Tiere einem wortwörtlich aus der Hand. Die Sumpfschildkröten bekommen wir leider nicht zu Gesicht, sie sind wegen der Mittagshitze abgetaucht, also geht es weiter zu den Eulen. Die alte Raben-Voliere gegenüber beherbergt seit diesem Jahr neue Bewohner. Ein Bienenvolk ist dort eingezogen und produziert fleißig leckeren Waldhonig. Herr Hermann begleitet mich noch zu den imposanten Wisenten, dann verabschiedet er sich und ich kehre im russischen Blockhaus ein. Von dort habe ich bei einer Tasse Kaffee einen fantastischen Ausblick auf das riesige Hirschgehege. Nebenan gibt es einen Kinderspielplatz; für die Hungrigen gibt es Kaffee, Kuchen und Deftiges. Die Wildschweine spare ich mir bis zum Schluss auf, ebenso den Ausstellungsraum, wo es allerhand Wissenswertes über die Ökologie des Leipziger Auwaldes zu erfahren gibt.
Mein Fazit ist: Wer gehetzt durch den Wildpark rennt, wird nicht viel sehen, doch wer Geduld mitbringt und Zeit, kann viel entdecken. Ich hielt mich hier über zwei Stunden auf, habe einiges von Herrn Hermann über unsere einheimischen Tierarten erfahren, die in Deutschland fast alle bedroht oder nahezu bis ganz ausgestorben sind und hatte insgesamt einen sehr entspannten und entschleunigenden Nachmittag. Letztlich habe ich bis auf die Schildkröten alle Tiere gesehen, doch auch die müssen ja irgendwann mal an die Oberfläche und Luft holen … Der Geheimtipp für optimalen Sichtungserfolg: Mal morgens um neun vorbeischauen. Bevor der Besucher-Trubel beginnt, lassen sich viele Tiere blicken.
Wildpark Leipzig | Koburger Str. 12a | wildparkverein-leipzig.de
Nächster Termin: Laternenführung für Kinder (15. und 16. November 2019, 16 Uhr)