Nachhaltiges Denken und Handeln beginnt zuallererst in uns selbst – doch was genau bedeutet das? Laut Mareen Müller, alleinige Gründerin und Leiterin der Natur- und Wildnisschule Aeracura, kann ein erster Schritt sein, sich selbst in das große Ganze einzuordnen und damit als ein Teil der Natur und Menschen, die uns umgeben, zu betrachten. Dann wird schnell deutlich, wie wichtig und schützenswert das alles ist. In ihrer Schule im Leipziger Südwesten lädt sie Groß und Klein dazu ein, diesen Einklang mit sich selbst und der Natur wieder herzustellen. So bietet sie neben Erwachsenenkursen auch vielfältige Angebote für Kinder an, um schon früh für Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.
Von Träumen, Tänzen und Tierbegegnungen …
Wir verabreden uns an diesem Nachmittag ganz zwanglos bei mir zu Hause und plaudern bei einer Tasse Tee über die Beweggründe der studierten Sozialpädagogin und zweifachen Mutter, eine Wildnisschule in Leipzig zu eröffnen. So wurzelt die tiefe Begeisterung für die Natur bereits in ihrer Kindheit: „Ich war schon immer viel draußen. Mein Vater hat sich früher außerdem mit der Aufzucht, den Lauten und dem Fotografieren von Vögeln beschäftigt. Das fand ich als Kind natürlich unglaublich toll“, erklärt Mareen Müller (Foto o.).
Während des Studiums in Leipzig arbeitete sie dann in einer Wildnisschule, wobei sich schnell herausstellte, dass die Arbeit im Dienste unserer Erde nicht nur Nebentätigkeit, sondern Berufung werden sollte: „Ich möchte, dass die Menschen anfangen, nicht nur an sich, sondern auch an die nächsten Generationen zu denken, sodass auch unsere Kinder und Kindeskinder einen schönen Platz auf der Erde haben“, meint Mareen Müller. Nach dem Studium schloss sich also, ganz natürlich, die Ausbildung zur Wildnispädagogin an. Es folgten zahlreiche Aus- und Weiterbildungen in den Bereichen Fährtenlesen, Vogelsprache oder auch Kräuterpädagogik. So vielfältig wie ihr Wissensschatz rund um Mutter Erde sind auch die Angebote ihrer Natur- und Wildnisschule Aeracura, die sie 2018 in Großzschocher eröffnete. Den Traum, eine eigene Natur- und Wildnisschule zu eröffnen, trägt Mareen Müller dabei schon länger in sich: „Der Businessplan lag schon eine ganze Weile in der Schublade, bevor ich ihn dann vor zwei Jahren endlich wahr werden ließ.“
Der Ruf der Wildnis
Nun finden ganzjährig allerhand Kurse, Workshops und Coachings auf und rund um den Wildnisplatz der Natur- und Wildnisschule Aeracura statt, deren Leitung Mareen Müller mit der Hilfe einiger weniger Mitstreiter*innen, meist jedoch im Alleingang, vorbereitet und durchführt. Einige davon finden wöchentlich, andere monatlich statt oder sind aufs ganze Jahr verteilt.
„Das Wildnisfamilienjahr z.B. findet ,nur‘ fünf mal im Jahr statt. Es geht darum, dass Familien an fünf Terminen zu verschiedenen Themen und im Wandel der Jahreszeiten zusammen kommen, um u. a. gemeinsam zu singen, zu schnitzen, am Feuer Geschichten zu erzählen oder Essbares im Wald zu finden.“ erklärt sie.
Das Four Elements Singing, bei dem ich an diesem Abend auch teilnehmen werde (darüber berichten wir noch in einer der nächsten Ausgaben), findet ebenfalls an nur ausgewählten Terminen statt, während sich beispielsweise der Kinderwaldchor Taborri alle zwei Wochen im Wald trifft, um gemeinsam und von den Klängen der Bäume und des Windes inspiriert, zu musizieren. Hierbei lernen die Kinder spielerisch ihre Sinne allmählich zu schärfen und genau hinzuhören. Die Mehrzahl der Kurse finden im Wald oder auf dem Wildnisplatz der Natur- und Wildnisschule statt, welcher samt Tipi, tierischen Bewohnern, Feuerstelle und Komposttoilette zum längeren Verweilen einlädt. Mehrtägige Workshops finden oft auch außerhalb von Leipzig, z. B. im Erzgebirge oder der Dübener Heide statt. Auch ist die Natur- und Wildnisschule in Kindergärten und Schulen unterwegs oder als mobile Natur- und Wildnisschule „Nawila“ überall in und um Leipzig zu finden.
Im Einklang mit Aeracura
Der Name der Natur- und Wildnisschule, Aeracura, steht übrigens für die keltische und germanische Erdmutter, die uns Menschen bei Übergängen und Umbrüchen zur Seite steht. Sie begleitet uns einerseits durch den Wandel um uns herum, aber auch durch innere Veränderungen, z. B. wechselnde Lebensumstände oder abgelegte Muster, Denkweisen und Beziehungen.
„Um im Einklang mit Mensch und Natur leben zu können, müssen wir anfangen, zunächst in Einklang mit uns selbst zu sein. Aeracura hilft uns dabei.“, erklärt Mareen Müller.
Neben keltischen und germanischen Einflüssen orientiert sich die Wildnispädagogik in ihren Lehr- und Lernmethoden auch an anderen indigen Völkern. So werden in den Kursen und Workshops auch Tänze, Gesänge und Rituale afrikanischen und indianischen Einflusses praktiziert. Die Bewegung und der Gesang sollen dabei dazu dienen, sich selbst von der Last des Tages zu befreien und für Neues zu öffnen. Das geschieht dabei in einem völlig wertungsfreien Raum: der Natur.
The Future is wild!
Mareen Müllers Herzensprojekt rund um das Thema „Plastikfrei(er) leben“, steckt aktuell noch in den Kinderschuhen. „Es soll ein Kursangebot zum Thema ,Zero Waste‘ geben. Außerdem soll ein Netzwerk entstehen, genauer gesagt eine Online-Plattform, auf der man sich über das Thema austauschen kann“, erklärt sie. Hierzu will sie auf der Website dann auch Infos und Hinweise zu plastikfreien Angeboten, vom Unverpackt-Laden bis hin zum nächsten Blumenfeld, in und um Leipzig veröffentlichen. Im kommenden Jahr soll auch die Wildnispädagogik-Ausbildung in der Natur- und Wildnisschule Aeracura angeboten und eine Vergrößerung des Wildnisplatzes anvisiert werden. Bei so vielen Ideen und Veränderungen wünschen wir: Aeracura sei mit euch! 😉
Mehr Infos zur Natur- und Wildnisschule findet ihr unter: www.wildnisschule-aeracura.de
Ihr wollt wissen, wie es weiter geht? Klickt hier, um zu erfahren, wie es unserer Autorin beim Four Elements Singing der Wildnisschule Aeracura erging.