Hingehört – Plattenkritik: Montreal und Lola Marsh
Wir haben die neuen Alben von Montreal und Lola Marsh genau unter die Lupe genommen.
Hingehört I: Montreal – „Schackilacki“ (VÖ 23.6.2017)
Inhaltsverzeichnis
Punk auf den Punkt
Offensichtlich treffen die Hamburger damit einen Nerv, denn die Band ist mit ihrem Deutsch-Punk auch im Ausland erfolgreich. Über 700 Gigs in 17 Ländern haben sie gespielt. Mit „Schackilacki“ erscheint jetzt ihr sechstes Album. Keine langen Intros, lyrische Texte oder komplexe Instrumentalpassagen – die Songs des Albums vereinen alle Zutaten guten Punk-Rocks. Die Riffs sind hart, die Texte direkt und die Songs kurz – das Trio bringt es stets schnell auf den Punkt. Die Lyrics geben dabei immer wieder Anlass zum Schmunzeln, wie etwa beim ersten Track „Kino?!“ („Ich will fremdes Blut auf deiner Winterjacke, aber du kommst mir mit Kino“). Weniger passend ist der Sound: Hier wurde der digitale Hebel etwas zu stark angesetzt – zugunsten der Durchschlagskraft, aber zum Leidwesen von Rotz und Transparenz. Das ist für Genrefans aber kein Beinbruch.
Wer sich die wilden Zeiten der Ärzte zurückwünscht, darf sich freuen: Am 16.11.2017 bespielen Montreal das Conne Island in Leipzig.
Hingehört II: Lola Marsh – „Remember Roses“ (VÖ 9.6.2017)
Winterschlaf statt Sommerlaune
Der Vergleich mit Lana Del Rey liegt nahe: Die 11 Songs von „Remember Roses“ werden von Cohens schwermütiger Stimme beherrscht, die über weite Strecken wie eine aufgewecktere Version der Depri-Pop-Queen klingt. Eigenständiger sind die Arrangements: melancholische Gitarrenbegleitungen, mystische Klangcollagen und pompöse Orchester-Parts hauchen den Songs Leben ein. So richtig zünden wollen Stücke wie der schablonenhaft komponierte Sommerhit-Anwärter „Wishing Girl“ aber nicht. Die Stärken des Duos liegen eher in verträumten Winterschlaf-Balladen: „She‘s A Rainbow“ etwa entführt den Hörer in eine Wolke voll herrlich gelangweilter Tagträume, um ihn anschließend mit symphonischen Orchesterklängen gänzlich der Realität zu entreißen. Das Problem: Die starken Songs erinnern sehr an Lana Del Rey, Birdy und Co. Warum dann nicht zum Original greifen? Auf diese Frage könnt ihr selbst eine Antwort finden:
Am 19.6. spielen Lola Marsh auf der Jewish Cultural Week Leipzig im Werk 2.