Die Frage nach dem passenden Trainingsanzug schien über Tage hinweg vor allem die lokalen Redaktionen zu beschäftigen. Das Geheimnis wurde schon längst gelüftet. Ja, Neu-Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick macht auch in Trainingsjacke eine gute Figur. Verwundert sein, sollte darüber aber niemand. War der 56-Jährige vor seiner Funktionärsposition bei Red Bull Salzburg und RB Leipzig doch vor allem als Aufstiegsgarant bekannt.
Mit dem SSV Ulm 1846 in die 2. Bundesliga, mit Hannover 96 schaffte er es ins Oberhaus und mit der TSG 1899 Hoffenheim legte er einen Durchmarsch von der damaligen drittklassigen Regionalliga in die 1. Liga hin. Man kann also getrost behaupten, dass sich Rangnick schon das eine oder andere Mal in seinem Leben in Turnsachen kleidete. Doch besonders für die Leipziger war es ein ungewohnter Anblick bei der ersten Trainingseinheit am gestrigen Montag um 10:10 Uhr auf dem RBL-Trainingsgelände am Cottaweg. War er hier bisher „nur“ als Lenker und Entscheidungsträger des Erfolges bekannt, beginnt nun wieder die Ära als Trainer Rangnick. Und die beginnt mit einigen Neuerungen, die den Umbruch bei RB Leipzig einläuten.
Selke, Orban & Co: Neues Kaliber an Spielern
Da wirkt der Innenverteidiger Willi Orban mit seinen 2 Millionen Euro beinah schon wie das Schnäppchen der Woche. Doch der 22-Jährige ist nicht minder talentiert, hatte jede Menge Angebote von Erstligisten. Laut Rangnick stand RB Leipzig gerade einmal auf Platz 9 der Interessentenliste. Erst als der Sportdirektor den Plan erwähnte, Orban werde von ihm höchstpersönlich trainiert, entschied sich der Lautern-Kapitän für den Zweitligisten. Und auch im Lauftrainingslager in Bad Saarow versicherte Orban: „Ich bin wegen Ralf Rangnick hier!“ Und schiebt hinterher: „Erfolgreiche Menschen brauchen nicht lange zu überlegen, was sie machen müssen, um noch erfolgreicher zu werden.“ Rummms. Ohne Umschweife, ohne die besonders in Leipzig stets erwähnte Demut, sind nun Spieler dieses Kalibers beim Zweitligisten, die wohl offensiver denn je über die Ziele der kommenden Saison sprechen. Nämlich: Aufstieg – ohne Wenn und Aber. Und eines ist für ihn ebenfalls klar: „Ich will auf dem Platz Verantwortung übernehmen – mit Kapitänsbinde oder ohne.“ Und auch bei ihm vernimmt man das Ziel der ersten beiden Plätze der Tabelle.
Weitere Neuzugänge:
▪ Péter Gulácsi: Torwart, 25 Jahre, Vierjahresvertrag bis Juni 2019, von FC Red Bull Salzburg
▪ Nils Quaschner: Mittelfeld und Sturm, 21 Jahre, Dreijahresvertrag bis Juni 2018, von FC Red Bull Salzburg
▪ Stefan Ilsanker: Mittelfeld, 26 Jahre, Dreijahresvertrag bis Juni 2018, von FC Red Bull Salzburg
▪ Ken Gipson: Abwehr, 19 Jahre, Dreijahresvertrag bis Juni 2018, von VfB Stuttgart
Rangnick: „Wir wissen, was wir wollen und wen wir wollen“
Kommen noch weitere Spieler? „Wir wissen, was wir wollen und wen wir wollen. Wir versuchen, das in den nächsten Tagen umzusetzen“, so Rangnick nach der ersten Trainingseinheit.
Nachdem nun die so wichtige T-Frage geklärt ist, möchte nun auch jeder etwas zur Z-Frage wissen. Dabei drückt sich der RBL-Coach etwas behutsamer aus als Selke, Orban und Co. Heißt: „Ziel ist es, die Mannschaft weiterzuentwickeln, die Auswärtsbilanz zu verbessern, sich als Mannschaft zu präsentieren, die Spielweise der letzten drei Jahre weiterzuentwickeln: überfallartiges Pressing. Ich bin kein großer Freund, von Dingen zu sprechen, die erst in 11 Monaten spruchreif sein könnten.“
Stefan Hierländer nach der ersten Trainingseinheit unter seinem neuen Trainer: „Es war witzig, ihn in Fußballschuhen zu sehen”, grinst der RBL-Mittelfeldspieler. Schob aber noch hinterher: „Wir können viel von ihm lernen.”