Theatralische Konzertkünste Review: Woods of Birnam – Dorian Live 2023

Vor 10 Jahren spielten Woods of Birnam das erste Mal auf der Parkbühne GeyserHaus. Am 15. September kehrte die Band mit ihrem aktuellen Album “Dorian” zurück und bescherte den Leipziger Konzertbesucher:innen einen unvergesslichen Abend mitten zwischen Konzert, Club und Theater. Wir waren für euch vor Ort und berichten die Highlights des Abends.

© Sophia Heinl
Woods of Birnam performen ihre aktuelle Tour „Dorian Live 2023“ auf der Parkbühne GeyserHaus

Das Geräusch von tosendem Wind braust dir um die Ohren. Die Dämmerung verschluckt bereits die Parkbühne GeyserHaus, als plötzlich gespenstisches Flüstern ertönt:

„Du hoffst auf Freiheit.“
„Du hättest gehen sollen, als man dich darum gebeten hat.“
„Du bist kein Kämpfer.“
„In wen bist du verliebt?“

Das Echo des Monologs hallt über die noch leere Bühne, doch ein imposanter Auftakt ist Woods of Birnam schon jetzt gelungen. Im Laufe des Abends entdeckt man immer wieder Momente und Textstellen, auf die der Gänsehaut-erzeugende Opener vorgegriffen hat. Vorweg also schon einmal: Genau zuhören lohnt sich! Im Zentrum des Konzerts stehen die Tracks des Albums „Dorian“, inspiriert vom Klassiker „Das Bildnis des Dorian Gray“ und Texten von Alfred Douglas, welche auch als Soundtrack des gleichnamigen Theaterabends im Schauspielhaus Dresden dienen.

Dorian Live

Wer zur aktuellen Woods of Birnam Tour geht, den erwartet eine wahrlich theatralische Inszinierung. Schon zur Beginn der Show versteht es die Band, die Aufmerksamkeit der Konzertbesucher:innen zu halten. Plötzlich dimmt das Licht, symphonische Musik spielt auf und ein weiterer Monolog in Frontmann Christian Friedels Stimme ertönt. Endlich tritt die Band in den Nebel auf der Bühne und reißt die Zuschauer:innen mit den funkigen Beats des Eröffnungstracks “I Will Survive You” aus ihrer Trance.

Wenn Woods of Birnam eines verstehen, dann sind das Gefühle: Begleitet von immer neuer instrumentalischer Untermalung, bei der kaum ein Track wie der andere klingt, überträgt Christian Friedels Ausnahmestimme tiefste menschliche Sentimente direkt auf die Zuhörer:innen. Achtet man dabei auch noch auf die Texte, die teils aus Meisterwerken altenglischer Literatur gezogen sind, fühlt man sich wie der Hauptcharakter eines Dramas. 

Durch das ganze Konzert hinweg ist auch die Lichtshow ein essenzieller Part der Atmosphäre, und in dieser Hinsicht fantastisch umgesetzt – da wurde uns im vorherigen Interview nicht zu viel versprochen. Passend zu “On The White Sea” wurde die Bühne so zum Beispiel in ein Meer aus Blau getaucht, durchdrungen von weißen Strahlern mit wasserähnlicher Textur.

© Carsten Beier

Ein Konzerterlebnis der Woods of Birnam Art

Neben komplett durchdachten Konzepten hat die Band aber auch Überraschungen im Gepäck. Mit den Worten “Wir sind ein freies Land und ein freies Konzert” eröffnet Christian Friedel die Tanzfläche, die direkt vor der Bühne geschaffen wurde. Die Sorgen des Sängers, dass Leipziger:innen eher schüchtern sind und in Ruhe ihre Kultur genießen möchten, waren dabei völlig unbegründet. Prompt ist die Hälfte der Besucher:innen auf den Beinen und begibt sich zu den Beats von “A Ship” in einen imaginären Techno-Club. 

In Gefühlen schwelgen, die Fersen wund tanzen, ausgiebig headbangen oder eine Ladung theatralische Kultur mitnehmen – bei “Dorian Live 2023” ist all das und noch viel mehr möglich. Die Tracks aus dem aktuellen Album Dorian fügen sich perfekt in die Setlist aus alten Lieblingsliedern und versteckten Juwelen ein und sorgen für Abwechslung pur, aber immer im einzigartigen Woods of Birnam Stil. 

Fazit: Einfach hypnotisierend. Ein Must-See für Fans von Musik, Theater und Gefühlsausdruck.