Wer ist hier das Alphatier? Mensch, Hund! Episode 3: Führen und Folgen

Generell denke ich nicht in den Schubladen „Ich Chef, du nix“. Dank einschlägiger Salsa-Tanzerfahrung musste ich jedoch lernen, dass das mit der Gleichberechtigung halt auch nicht immer funktioniert – denn dann latscht man sich ständig gegenseitig auf die Füße. Nun galt es, mir nicht vom Hundemann auf der Nase herumtanzen zu lassen.

(Hier geht’s zu den Episoden 1: Lebensverändernde Maßnahmen und 2: Hundstage)

Generell denke ich nicht in den Schubladen „Ich Chef, du nix“. Dank einschlägiger Salsa-Tanzerfahrung musste ich jedoch lernen, dass das mit der Gleichberechtigung halt auch nicht immer funktioniert – denn dann latscht man sich ständig gegenseitig auf die Füße und von Harmonie ist keine Spur. Wo ich also beim Salsa mehrere Monate lernen musste, dem männlichen Gegenpart zu vertrauen und die Führung zu überlassen, galt es nun, dafür zu sorgen, mir nicht vom Hundemann auf der Nase herumtanzen zu lassen.

© Anne Küste
Man kann es nicht oft genug sagen und lernt es wohl doch erst, wenn man selbst zum Hundebesitzer wird: Ob Welpe oder erwachsen, ob groß oder klein, ob reinrassig oder Überraschungsei: Der Vierbeiner ist nicht einfach da und alles ist toll. Oft sind ihm schon genetisch einige Eigenschaften gegeben, die wir als nicht so angenehm empfinden, oft führen keine oder schlechte Erfahrungen mit gewissen Dingen oder Menschen dazu, dass wir gerne mal eben im Erdboden versinken möchten. Und oft fehlt uns die Stärke, dem kleinen Kulleraugenwesen zu zeigen, dass es toben und spielen und auch mal jagen und vielleicht auch mal etwas pöbeln darf, aber dass das alles in den von uns gesetzten Grenzen stattfinden muss. Und dieses „Zeigen” geht über Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre.

Ich verstehe jeden, der am Anfang dem Nervenzusammenbruch gefährlich nahe kommt und an seine Grenzen gerät. Auch ich stand mehrmals an diesem Punkt. Der Hund muss sich deinem Leben anpassen, heißt es, doch wenn man sich kaum traut, mal aufs Klo zu gehen, wenn Besuch da ist, ist man doch sehr eingeschränkt in seinem Tun …

Auf dem Weg zur Führungspersönlichkeit

Wenn mensch von Natur aus nicht gerade vor Selbstsicherheit strotzt und eher zur Kategorie „Zerdenker“ gehört – und darunter zähle ich mich absolut – muss man erst mal ganz bei sich selbst anfangen. Der Hund ist nur ein Spiegel eurer selbst und verdammt feinfühlig – dem könnt ihr nix vormachen. Verdammt! „Sicheres Auftreten bei ziemlicher Ahnungslosigkeit“ lautete also vorerst meine Devise.
Ewiges Hin- und Hergedenke wurde eingetauscht gegen „Sehen. Entscheiden. Durchziehen.“ Das ist natürlich nicht von heute auf morgen gemacht, manch einer geht jahrelang zum Psychologen dafür. Aber was soll’s, ich hab jetzt ’nen Hund, der ist meine Psychotherapie.

© Anne Küste
Der Mensch ist der Schlüssel. Er muss lernen, seinen Hund zu verstehen, und lernen, wie er ihn formen kann. Dafür muss er natürlich selbst erst mal wissen, was er eigentlich will von dem Hund: welche Plätze sind in der Wohnung erlaubt und welche tabu, wo und wie soll er an der Leine gehen, wie sollen Hundebegegnungen ablaufen und überhaupt, wie soll er sich mir gegenüber verhalten? Wenn ich das alles selbst nicht so richtig weiß, wird er es nicht lernen. 

Ich habe drei verwirrende, anstrengende Monate gebraucht, um mich auszuprobieren und diese Dinge überhaupt erst mal herauszufinden. Ich denke, nein – ich bin bereit, die Führung im Hundetanz zu übernehmen. Jetzt gilt es, sie umzusetzen!