Nach der Länderspielpause ist vor der englischen Woche. Am Samstag, den 1. April 2017 empfängt RB Leipzig den guten Bekannten SV Darmstadt 98. Beide Mannschaften haben zu kämpfen: RB Leipzig um den direkten Qualifikationsplatz für die Champions League und die Lilien gegen den eigentlich bereits verlorenen Abstiegskampf.
Das Duell RB Leipzig gegen Darmstadt kennen Leipziger nur all zu gut. Angefangen in der 3. Liga in der Saison 2013/2014 schnappte sich RB Leipzig den 2. Tabellenrang – einen direkten Aufstiegsplatz – den Lilien vor der Nase weg, sodass Darmstadt in die Relegation musste. Da traf das Team von Dirk Schuster auf den Drittletzten der 2. Bundesliga Arminia Bielefeld. In einer dramatischen Aufholjagd im Rückspiel besiegte Darmstadt Bielefeld. In der 2. Bundesliga traf man sich also wieder. Während den Lilien direkt der Durchmarsch ins Fußballoberhaus gelang, zusammen mit Ralph Hasenhüttls Ingolstädter, verfehlten die Leipziger ihr Saisonziel. Konsequenz: Alexander Zorniger musste nach einer denkwürdigen Presskonferenz und der Niederlage gegen Erzgebirge Aue nach der Winterpause die Koffer packen. Interimstrainer und heutiger U19-Coach Achim Beierlorzer beendete die Saison auf Tabellenplatz 5. Während sich im folgenden Jahr Darmstadt den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga sicherte, schlüpfte RB Leipzig-Sportdirektor Ralf Rangnick in die Turnhose und coachte die Leipziger ins ersehnte Fußballoberhaus.
Gegner hat alles und nichts zu verlieren
Nun ist der Status quo, dass Darmstadt mit 15 Punkten aus 25 Spielen einsam im Tabellenkeller rangiert und das Schlusslicht darstellt. In der Trainer-Personalie war es von Saisonbeginn an unruhig: Aufstiegstrainer Schuster verließ Darmstadt für ein erfolgloses Engagement beim FC Augsburg, Norbert Mayer startete als Nachfolgetrainer in die Saison, im Dezember folgte Interimscoach Ramon Berndroth. Ende Dezember 2016 wurde Ex-Nationalspieler Torsten Frings als neuer Cheftrainer vorgestellt. In der bisherigen Saison konnten die Lilien gerade einmal 4 Siege und 3 Unentschieden einfahren, davon 2 Siege in der Rückrunde. Mit Blick auf die Tabelle scheint das Thema Abstieg besiegelt.
Lediglich der Relegationsplatz ist noch hart umkämpft. Um diesen zu verlassen, geht es punktetechnisch sogar hoch bis zu den Europa League-Plätzen. In dieser Spanne tummeln sich Mannschaften wie der Hamburger SV (27 Punkte) und Eintracht Frankfurt (36 Punkte).
Hasenhüttl erwartet, nicht zuletzt wegen der Niederlagen gegen vermeintlich einfache Gegner, keinen Selbstläufer ob der Tabellensituation: „Das Schwierige ist: Wir treffen jetzt auf Mannschaften, die auf der einen Seite gar nichts mehr zu verlieren haben, auf der anderen Seite alles. Und die packen jetzt alles rein.“ Der 49-Jährige beschreibt die Darmstädter als „laufstarke Truppe mit richtig guten Fußballern“. In vergangenen Jahren hätten die Lilien meist mit langen Bällen agiert, inzwischen komme das Team mehr über das Spielerische. „Zuletzt hat der SVD fast alle Begegnungen auf Augenhöhe gestaltet. Auch im Hinspiel haben wir 60 Minuten gebraucht, bis wir die Partie für uns entscheiden konnten.“
Verletzte Leistungsträger & BVB und TSG im Champions League-Nacken
RB Leipzig hingegen hat ein anderes Problem: Nach der sensationellen Hinrunde mit insgesamt zwei Niederlagen erlaubten sich die Leipziger zum jetzigen Zeitpunkt bereits vier. Nicht hilfreich ist zudem, dass Leistungsträger ausfallen bzw. noch nicht 100% fit sind.
Yussuf Poulsen ist diese Woche zwar wieder voll ins Training eingestiegen, allerdings bezweifelt Hasenhüttl, dass der Däne die englische Woche von Spielbeginn an durchziehen könne. Auch Naby Keita ist nach seinem Kreislaufkollaps nach der Niederlage gegen Wolfsburg wieder da. Allerdings müsse man in der Nachbereitung ein besonderes Auge auf den 22-Jährigen legen. Und Timo Werner hat sich bei seinem ersten Länderspieleinsatz einen Muskelfaserriss zugezogen. Der Topscorer bei RB (14 Tore) wird für mindestens drei Spiele ausfallen. „Wir müssen ihn ersetzen. Wie, das weiß ich noch nicht“, so Hasenhüttl.
Optionen sind Oliver Burke, Yussuf Poulsen und Davie Selke. Letzterer macht Schlagzeilen, indem er sich mit einem Wechsel zu seinem Ex-Verein Werder Bremen beschäftigt. Hasenhüttl reagierte darauf ungewohnt genervt: „Er kann sich getrost auf uns konzentrieren. Ich glaube, das macht man auch, wenn man einen hohen Vertrag unterschreibt und sich dazu entschließt, mit der Mannschaft Wege zu gehen. Ich habe da auch keine Angst, dass das nicht so sein wird.“
RB war in der Hinrunde der Bayern-Jäger. Dieses Kapitel ist beendet. Die Münchner (62 Punkte) haben es sich mit einem 13-Abstand an der Tabellenspitze so richtig bequem gemacht. Borussia Dortmund (46 Punkte) ist an den Leipzigern (49) dran. Gerade mal drei Punkte trennen die beiden Champions League-Aspiranten voneinander. Und TSG Hoffenheim, derzeit Tabellenvierter und auf dem Qualifikationsplatz für die Königsklasse, ist mit 4 Punkten Abstand zu RB auch nicht weit.
Option Coltorti im Hinterkopf
Ein Sieg gegen Darmstadt, den Tabellenletzten, ist Pflicht. Und wenn es ganz knapp werden sollte, hat Hasenhüttl einen Plan B. Denn vor fast genau zwei Jahren wurde ein gewisser Torhüter namens Fabio Coltorti zum Held in Leipzig: Der Schweizer ging in der 3. Minute der Nachspielzeit bei der letzten Ecke des Spiels mit nach vorn, schoss den Ball aus vier Metern ins Tor und traf damit zum umjubelten 2:1 gegen die Lilien. Hasenhüttl hatte das Spiel damals gesehen. Und falls Forsberg, Poulsen, Selke & Co. nicht treffen sollten … „Ich habe diese Option im Hinterkopf“, schmunzelt der Österreicher.
Spiel(er)infos:
Terrence Boyd:
RB-Liebling Terrence Boyd ist zur Winterpause nach Darmstadt gewechselt. „Wir haben in der Saison schon ein paar Erfahrungen mit Spielern gemacht, die uns verlassen haben und dann besonders motiviert gegen uns aufgelaufen sind. Das ist aber auch nicht verwunderlich. Egal, wer da aufläuft, wir müssen auf alles vorbereitet sein“, so Hasenhüttl.
Ob es der 26-Jährige macht, wie sein ehemaliger Kollege Kyriakos Papadopoulos, der mit dem Hamburger SV vor zwei Monaten zum 3:0 traf, ist fraglich, da er zuletzt an muskulären Problemen laborierte.
Ausfälle:
Timo Werner (Muskelfaserriss im Oberschenkel)
Lukas Klostermann (Aufbautraining nach Kreuzbandriss)
Gelbsperre droht:
Yussuf Poulsen (4 Gelbe Karten)
Was: 26. Spieltag 1. Bundesliga – RB Leipzig (2.) gegen SV Darmstadt 98 (18.)
Wann: Samstag, 1. April 2017 um 15:30 Uhr
Wo: Red Bull Arena
Die Partie ist ausverkauft
sky überträgt live
Blick auf die Tabelle und den 26. Spieltag:
Hertha BSC (5.) – TSG Hoffenheim (4.), am Freitag um 20:30 Uhr
FC Bayern München (1.) – FC Augsburg (14.), am Samstag um 15:30 Uhr
FC Schalke 04 (9.) – Borussia Dortmund (3.), am Samstag um 15:30 Uhr