Dackelig kann ich schon lange Mensch, Hund! Episode 5: Frühlingsgewühle

Uncles allerliebstes Hobby ist: Buddeln. Wenn er das tut, hört er nichts, sieht er nichts, und wenn, dann wird es weggejagt.

(Hier geht’s zu den bisherigen Episoden:

Episode 1: Lebensverändernde Maßnahmen  

Episode 2: Hundstage

Episode 3: Führen und Folgen

Episode 4: Dear Uncle)

Yeah, die Buddelsaison geht wieder los! Uncle ist, wie viele Hunde, draußen sowieso schon nicht der ruhigste Geselle. Aber mit steigenden Temperaturen und erhöhter Sonnenscheindauer scheinen nun in ihm die Frühlingsgefühle erwacht zu sein, denn er reißt sein Mäulchen derzeit des Öfteren mal etwas zu weit auf. Hundebesitzerprobleme in Zeiten der Apokalypse.

© Bianca Rositzka

Prioritäten setzen

Uncles allerliebstes Hobby ist: Buddeln. Wenn er das tut, hört er nichts, sieht er nichts, und wenn, dann wird es weggejagt. In selteneren Fällen wird ein Compagnon bestimmt, der unterstützend Pfote anlegen darf – wahrscheinlich, wenn es besonders schwieriger Boden oder eine äußerst gewiefte Maus ist. Wenn Uncle buddelt, könnte man wahrscheinlich nach Hause gehen und ihn am nächsten Tag wieder abholen, und er wäre immer noch dabei. Naja, haben wir nicht alle unsere Leidenschaften?

© Bianca Rositzka
Das zweitliebste sind ihm, nach meiner Einschätzung, Vögel, Enten und Eichhörnchen. Nach einer ausgiebigen und nicht erfolgreichen Vogeljagd am Anfang unserer Hundeschule ist er jedoch nicht mehr gewillt, ihnen nachzujagen – eher aufbrünsten wie ein Gockel, bisschen rumschleichen, immer wieder stehen bleiben und gefährlich gucken. So nennen wir es, wenn wir sagen „Ah, er ist wieder im Modus.“ Im Modus ist er auch, sobald er viele und vor allem neue Gerüche wahrnimmt, denen er kaum widerstehen kann – während für mensch alles gleich riecht. Da sind wir schon ganz schöne Einfaltspinsel.

© Bianca Rositzka

Erst danach folgen für gewöhnlich andere Hunde. Wenn er sie nicht gerade verprellt, weil er meint sie bellend und viel zu viel fordernd zu einem Jagdspiel zu bewegen (ich verstehe das voll, so hätt ich auch keine Lust), kann er tatsächlich auch sehr liebevoll und ein guter Buddelbuddy sein – ist halt ein Junge. Entweder voll auf die 12, oder charmant und liebebedürftig.

Stöcke und Bälle findet er okay, wenn nichts anderes da ist. Gerne tut er zur Zeit so, also würde er wie trainiert den geworfenen Gegenstand zurück bringen, um dann kurz vor mir abzubiegen und vorbei zu rennen. Ich habe wohl die Kontrolle über ihn verloren.

Dackelig? Kann ich auch!

© Anne Gahlbeck
Sie zurückzuholen versuche ich mir, indem ich kleine Rituale eingeführt habe. Vor dem Freilauf oder vor dem Stöckchenwurf heißt es zum Beispiel „Sitz!“ Und wenn er da die Welt nicht versteht oder bockend den Kopf zur Seite dreht oder beginnt, mich nervig anzubellen, sodass die Leute um mich rum sicher sind „Also die hat ihren Hund ja gar nicht im Griff!“ – das Ding wird ausgesessen. Jedes Mal. Denn stur kann ich schon lange. Und als Uncle sich schließlich eines ausgefallenen Buchmessesonntages am Anfang der Hundewiese hinsetzte, als ich nur seinen Namen sagte – da begann er auch in mir, der Frühling! Zumindest kurz.

🌸 Beitrag aus der aktuellen Frühlingsausgabe von urbanite – hier online lesen 🌸