Ein Einblick in Leipzigs Techno Szene Hyperfokus

Wer Leipzig gut kennt, weiß auch um die Bedeutung des Technos in dieser Stadt. Schwarz gekleidet von Kopf bis Fuß, Plateau-Sohlen und ein Hauch von Netzstoff – so tanzen wir die Wochenenden in den Szeneclubs der Stadt durch. Dafür nehmen wir gerne mal ein zweistündiges in der Schlange stehen auf uns, wir haben ja immerhin unsere Wodka-Mate-Mische dabei, die bringt uns durch die Nacht.

Neue Welle: Hyperfokus

Die Augen schließen, sich in der Menge verlieren und die vibrierenden Beats spüren – so stelle ich mir die perfekte Clubnacht vor – zumindest für mich als Besucherin des Events. Aber was passiert dabei hinter den Kulissen? Mich hat schon immer interessiert, wer hinter den Clubs, den Veranstaltungen und den DJ Pults steht und was diese Menschen antreibt. Vergangenen Samstag, am 13. April, wurde in der Neuen Welle im Leipziger Westen das einjährige Jubiläum des Events „Hyperfokus“ gefeiert. Der Organisator des Events und ebenfalls DJ, Jan Goertz, sowie die DJs Marsch und Danya, erklärten sich bereit mir ein paar Einblicke in ihre Arbeit zu gewähren und etwas über deren Musik als auch ihre Intentionen zu erzählen.

© Sofia G. Prada Ferrel

Die Artists hinter Hyperfokus

Jan Goertz

Jan Goertz, gebürtig aus Magdeburg, ist bereits seit 10 Jahren Bestandteil der Szene. Seit fast ebenso langer Zeit organisiert er Events in und um seine Heimatstadt. Der Kontakt zur Neuen Welle entstand sehr spontan, nachdem diese neu eröffnete und er dort für ein Event anfragte. Schon nach der ersten „Hyperfokus“-Veranstaltung zeichnete sich ein durchweg positives Feedback der Besucher:innen ab und es entstand eine Eventreihe daraus.

„Was ich besonders an der Neuen Welle mag: Die Kombination aus Kunst und Musik! In den Räumlichkeiten des Clubs haben lokale Künstler:innen die Möglichkeit ihre Werke auszustellen, welche dann in einem regelmäßigem Rhythmus gegen neue Bilder ausgetauscht werden. Zudem ist der Club der ideale Ort für diese Art von Veranstaltung. Der Club ist klein, das Setting intim und DJ und Publikum sind auf einer Ebene und nicht, wie das in anderen Clubs meist der Fall ist, räumlich voneinander getrennt. Man ist nah an den Menschen, kann einfacher eine Verbindung zueinander aufbauen. Ich mag es gerne Leute mit meiner Musik zu überraschen und dabei soll das ganze Set in Erinnerung bleiben, nicht nur ein Track davon. Würde ich meine Musik einem bestimmten Genre zuordnen, würde ich mich selbst limitieren und beim Publikum falsche Erwartungen aufkommen lassen. Das möchte ich vermeiden! Im Endeffekt möchte ich aber selbst mit meiner Musik zufrieden sein. Es macht mir so viel Spaß, was sich auch in der Stimmung und im Feedback der Leute zeigt.“

© Sofia G. Prada Ferrel

Marsch

Adele, die sich als Künstlerin Marsch nennt, ist eine französische DJ und Produzentin. Seit sieben Jahren bringt sie sich selbst das Auflegen und Produzieren von Musik bei und seit drei Jahren spielt sie in Clubs.

„Wichtig ist, die Menge von Beginn an mit in das Set einzubeziehen, so dass sie in den Flow kommen und einen Bezug zur Musik aufbauen kann. Ich möchte die Leute mit auf eine Reise nehmen und ihnen die Möglichkeit geben durch die Musik alle Gefühle an die Oberfläche zu holen. Die Gestaltung des Sets ist dabei von meiner Stimmung und der Idee, der ich nachgehen möchte, abhängig. Vorbereitung ist aber nur in diesem Rahmen möglich! Sich entsprechend des jeweiligen Publikums auf das Set vorzubereiten, ist eher schwierig. Deshalb muss ein DJ die Stimmung des Publikums aufnehmen und spontan reagieren. Besonders an der Eventreihe ist, dass hauptsächlich weibliche Artists, die in der DJ-Szene noch eher als unterrepräsentiert gelten, spielen dürfen und somit eine wichtige Plattform innerhalb der Szene bekommen.“

© Jacob Papinniemi

Danya

Die griechische Künstlerin Danya begann vor sechs Jahren mit dem DJing in Griechenland und war Teil der Partyreihe Entropia. Seit dem Jahr 2021 lebt sie in Hamburg und hat Residenzen im 6D (Hamburg) und im Bunker Club (Kiel) inne. Danya hat sich nicht nur als DJ, sondern auch als Produzentin einen Namen gemacht. Ihr Sound vereint dunkle, hypnotische und organische Elemente und sie spielt Sets, die Geschichten erzählen und die Zuhörer:innen mit auf eine Reise nehmen.

„Das besondere an der Eventreihe ‚Hyperfokus‘ ist, dass ein Act unbekannt sein soll. Auf diese Weise wird Leuten die Möglichkeit gegeben den Artist im Laufe des Abends kennenzulernen und die Musik auch weiter zu verfolgen. Wichtig ist, den Leuten auf der Tanzfläche von Beginn an die Möglichkeit zu geben in den Flow zu kommen und sie mit den Beats in das Set mitzunehmen. Sie sollen gemeinsam mit dem DJ in das Set einsteigen, bis sie in einen friedvollen und hypnotischen Zustand verfallen und nur noch für die Musik im Moment existieren.“

© Martin Kuhlmann

Der nächste Termin der Eventreihe „Hyperfokus“ ist der 14. September. Jan Goertz ist als Organisator wieder Teil des Events, die anderen Artists werden noch bekannt gegeben.

Meiner Meinung nach ist ein Besuch des Events auf jeden Fall sehr zu empfehlen! Die Verbindung zwischen Artists und Besucher:innen während der Sets ist kaum mit anderen Clubs zu vergleichen und die tolle Stimmung sowie das Miteinander machen die Veranstaltung zu einem Safe Space, in dem sich jede Person willkommen und wohl fühlt. 

Mehr zu Events und aufkommenden Veranstaltungen erfahrt ihr unter unter urbanite.net!