Mit Authentizität erreicht man die Menschen Interview: Elif

Ihre Fans begeistert Elif vor allem mit ihren emotionalen und persönlichen Texten. Im November geht die Musikerin mit ihrem neuen Album wieder auf Tour – und kommt dieses Mal auch nach Leipzig. Im Interview spricht sie mit uns über die anstehenden Konzerte, Vorurteile und wie es ist, die Musik als Beruf zu haben.

© Edgar Berg

Wie geht es dir gerade?

Mir geht es gut, ich bin momentan in Athen und besuche eine Freundin, die hier wohnt. Im Moment muss ich nicht in Berlin sein und kann von hieraus arbeiten. Hier ist noch richtig schön Spätsommer, während bei uns in Deutschland schon Herbst ist. Urlaub ist für mich, wenn das Handy aus ist, das ist es gerade nicht. Aber es ist eine schöne Abwechslung.

Wie laufen die Tourvorbereitungen?

Ich muss noch meine Ansagen vorbereiten, aber ich werde das auch spontan gestalten. Ich lasse das immer etwas frei, weil ich es nicht mag, wenn alles gleich abläuft. Kein Konzert ist gleich. Anfang November beginnen dann die Proben, aber ich mache mir keine Sorgen, ich habe ein tolles Team.

Was wird anders bei dieser Tour im Vergleich zu der Tour im April?

Bei der ersten Tour waren wir vor allem in den großen Städten: Berlin, Köln, …. Aber dieses Mal gehen wir vor allem in die kleinen Städte. Es gibt viele, in denen ich noch nie gespielt habe, oder je war. Und so können auch die Leute, die bisher noch nicht bei einem meiner Konzerte waren, die Show sehen, wie ich sie im April schon gespielt habe. Aber zusätzlich gibt es jetzt noch ein paar andere Songs im Programm, wir haben einiges geändert. Die, die kommen, erwartet eine Rock-Show mit ein bisschen mehr Spice, noch ein bisschen besser als im April.

Das Motto ist wieder „All Black“. Warum?

Also wichtig ist mir vor allem, dass alle sich wohlfühlen, und natürlich können alles das tragen, was sie gerne möchten. Niemand wird gezwungen, in schwarz zu kommen. Aber ich liebe Dresscodes, und weil meine Lieblingsfarbe Schwarz ist und ich das auch selbst immer trage, finde ich es sehr schön, wenn auch die Leute, die zu meinen Konzerten kommen, schwarz tragen. Es ist keine Pflicht. Aber ich würde mich wirklich sehr freuen.

Du spielst am 12. November auch in Leipzig, hast du einen persönlichen Bezug zu der Stadt?

Immer wenn ich in Leipzig gespielt habe, war es eines der besten Konzerte. Leipzig fühlt sich für mich an wie ein Heimspiel, so gut ist die Stimmung immer.

Verfolgst du ein bestimmtes Ziel mit deiner Musik? Hast du eine bestimmte Message, die du vermitteln willst?

Worauf ich Wert lege, ist, dass meine Musik berührt und dass ich authentisch bin. Mit Authentizität erreicht man die Menschen. Ich habe nicht darüber nachgedacht oder geplant, wen ich direkt ansprechen möchte. Die Freiheit, meine Meinung zu sagen, was ich fühle und was ich denke, ist mir extrem wichtig, ich habe einen sehr großen Freiheitsdrang. Und darin möchte ich die Menschen bestärken. Meine Musik ist sehr ehrlich und direkt, und ich hoffe, dass diejenigen, die sie hören, ermutigt werden, zu sagen, was sie fühlen. Ich sehe mich auch manchmal in Momenten, in denen ich mich Dinge nicht traue. Doch wenn ich es dann doch getan habe, bin ich immer ziemlich stolz darauf.

Machst du dich durch deine Texte verletzlich?

Ja, auf jeden Fall. Aber ich denke, es ist besser, sich authentisch und verletzlich zu zeigen, als sich hinter einer Mauer zu verstecken und nicht authentisch zu sein. Irgendwann vergisst man dann selbst, wer man ist. Da ist mir Ersteres definitiv lieber.

Du hast sehr jung angefangen, Musik zu machen. Und dann auch noch als Frau, begegnest du da vielen Vorurteilen?

Ja, ich habe oft das Gefühl, dass mich die Leute unterschätzen. Ich glaube, alleine durch mein Gesicht, wie ich aussehe, vermuten die Leute, ich sei naiv. Ich mag es, das zu brechen. Gerade in meiner Musik drücke ich manchmal Wut aus oder bin sehr präsent und energetisch auf der Bühne. Das passt für viele nicht zusammen. Ich treffe oft Leute, die mich nicht wirklich kennen und denken, ich würde nur Akustik machen. Also ja, meine Energie und meine Kraft werden häufig unterschätzt.

Ist die Musik für dich denn ein Beruf? Versuchst du, dein Privatleben davon zu trennen?

Das variiert. Es gibt Momente, in denen fühlt sich mein Beruf nicht wie Arbeit an. Ich liebe das, was ich tue. Aber es ist anstrengend, wenn sehr viele Termine auf einmal sind und viel ansteht. Wenn man vor allem funktionieren und abliefern muss. Und wenn dann gerade die Energie oder die Kraft fehlt oder wenn man müde ist, dann fühlt es sich nach Arbeit an. Aber es ist wie beim Sport: Manche Dinge muss man durchstehen. Ich finde es schön, Verantwortung zu haben, sowohl für mich als auch für mein Team, und hier gibt niemand auf. Wir versuchen, aus anstrengenden oder schwierigen Zeiten zu lernen. Aber aktuell ist die Musik für mich beides. Die Tour ist ein großes Projekt, aber es macht auch viel Spaß.

Wie ist es, auf der Bühne zu stehen?

Gerade wenn es das eigene Konzert ist, ist das ein sehr schönes Gefühl. Wenn man sieht, dass all diese Leute nur deinetwegen gekommen sind. Ich mache mir schon häufig Druck, dass die Choreo stimmt oder die Melodie perfekt ist. Aber darauf kommt es gar nicht wirklich an. Wichtig ist, dass man Spaß hat und dass die Leute Spaß haben. Das beste Konzert ist für mich, wenn man etwas gibt und etwas zurückbekommt. Und das immer wieder, bis sich die Stimmung weiter und weiter auflädt. Und die Leute dann nach dem Konzert noch voller Energie und aufgeladen nach Hause gehen.

Und danach? Wie geht es dir nach einem Konzert oder einer Tour?

Nach der letzten Tour habe ich das stark gemerkt. Während man unterwegs ist, ist man die ganze Zeit unter Leuten, man bekommt sehr viel Aufmerksamkeit. Wenn das dann wegbricht, ist das eine Belastung für den Körper. Aber mittlerweile weiß ich, dass das passieren kann. Deswegen versuche ich, dagegen anzugehen, mich mit Freunden zu treffen, was zu unternehmen oder wegzufahren. Also physisch und psychisch runterzufahren, aber nicht alleine zu sein. Für die Zeit nach der Tour im November habe ich noch keine konkreten Pläne. Aber ich habe vor, das Jahr Revue passieren zu lassen, mich ein bisschen zu ordnen, zu schauen, wie ich weiter machen möchte. Ich plane, ein neues Album rauszubringen. Wahrscheinlich wird es in den Monaten von November bis Januar etwas ruhiger bei mir werden. In den Monaten ist es aber generell bei vielen ruhig, das passt mir also ganz gut.

Auf welchen Song der kommenden Tour freust du dich am meisten?

Ich freu mich unglaublich doll auf „Unter meiner Haut“. Ich habe den Song im April auf der Tour nur mit Gitarre in einer Akustik-Version gespielt. Wir haben jetzt aber noch einmal eine Band-Version daraus gemacht, die ich mir wirklich gut gefällt, die rockiger ist, und ich freue mich sehr darauf, diese Version auf die Bühne zu bringen.

Ihr könnt Elif am 12. November im Täubchenthal sehen. Mehr Informationen zum Programm findet ihr hier.

Instagram elifmusic