Leipzigs Geschichte: Altes Rathaus Ein Schmuckstück der Renaissance

Direkt am Marktplatz befindet sich in Leipzig das Alte Rathaus. Seit wann es dort steht und was es so besonders macht, erzählen wir euch im neuesten Teil zu Leipzigs Geschichte.

Ein Haus für den Rat

Wie der Name es schon sagt, ist ein Rathaus ein Gebäude für den Rat der Stadt. Dort können sich die Ratsmitglieder versammeln, um über die Belange der Stadt zu entscheiden. Ein solcher Rat für Leipzig wurde erstmals im Jahr 1270 erwähnt. Die erste urkundliche Nennung eines Rathauses in der Messestadt erfolgte allerdings erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Dieses Gebäude befand sich an der Ostseite des Marktplatzes. Über sein genaues Aussehen ist leider nichts bekannt.

Im Verlauf der Jahrzehnte wuchsen die Bevölkerungszahl und die Geschäftstüchtigkeit der Stadt Leipzig immer mehr an, so dass im Jahr 1555 beschlossen wurde, ein neues repräsentatives Rathausgebäude zu errichten. Der amtierende Bürgermeister war zu diesem Zeitpunkt Hieronymus Lotter (um 1497-1580). Er wurde in der Vergangenheit oft als der Architekt des Alten Rathauses bezeichnet. Einen Architekten im heutigen Sinne gab es im 16. Jahrhundert jedoch noch nicht. Lotter trug aber als Bürgermeister die Verantwortung für den Bau und kümmerte sich nachweislich persönlich darum, wenn es Probleme bei dessen Finanzierung gab. Die bauliche Ausführung lag in den Händen der Steinmetzmeister Paul Speck (um 1500-1557) und Paul Widemann († 1568) sowie vieler weiterer Handwerker.

© Markus Scholz

Festsaal und Kerker

In den Jahren 1556 und 1557 entstand ein fast 100 Meter langes Gebäude am Marktplatz auf den Grundmauern des abgerissenen Vorgängerbaus. Mit seinen vielen Giebeln und dem markanten Turm gilt das Alte Rathaus bis heute als eines der bedeutendsten Renaissancegebäude in Mitteldeutschland. Der Turm mit seiner Mondphasenuhr wurde nicht genau in die Mitte des Baus gesetzt, sondern etwas nach links verschoben. Im Erdgeschoss wurden Räume für den Handel in der Messestadt eingerichtet. Im ersten Obergeschoss befanden sich die Ratsstube, die Gerichtsstube des sächsischen Oberhofgerichtes und der städtische Festsaal. In diesem 43 Meter langen Saal fanden u. a. Fürstenempfänge, Universitäts- und Handwerkerfeste statt. Es wurden darin auch Gerichtsverhandlungen abgehalten. Im Kellergeschoss befanden sich zwei Kerkerzellen. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Rathaus immer wieder umgebaut und den Anforderungen der jeweiligen Epoche angepasst. So wurden im Jahr 1672 auf Höhe des Erdgeschosses hölzerne Arkaden errichtet und ein Schriftband aufgemalt, dass an den Bau dieses Rathauses erinnern sollte und um das gesamte Gebäude herumführt. Im Jahr 1744 wurde der Turm auf 40 Meter erhöht und erhielt seine heute noch sichtbare barocke Turmhaube.

© Cindy Hiller

Räume voller Geschichte

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Rathaus am Markt nicht mehr zeitgemäß. Es war sanierungsbedürftig geworden und konnte den zunehmenden Aufgaben der Stadtverwaltung keinen Platz mehr bieten. In dieser misslichen Lage entschloss sich der Leipziger Stadtrat dazu ein neues und größeres Rathaus zu bauen. Das sogenannte Neue Rathaus am Martin-Luther-Ring entstand und ist seit 1905 der Hauptsitz der Leipziger Stadtverwaltung. Seit dieser Zeit wird das Renaissancegebäude als Altes Rathaus bezeichnet. Es sollte natürlich nicht ungenutzt bleiben, sondern eine neue Aufgabe erhalten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es umfassend saniert. Dabei wurden die die Holzarkaden durch einen Bogengang aus Rochlitzer Porphyr ersetzt und das gemalte Schriftband in Messingbuchstaben umgewandelt. In den Innenräumen wurden die Decken und die Ausstattung restauriert oder erneuert. Im Jahr 1909 eröffnete das Stadtgeschichtliche Museum, dessen Ausstellungsräume sich bis heute im Gebäude befinden. Das Museum bietet einen umfassenden Einblick in die Entwicklung Leipzigs vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Im Festsaal kann man nicht nur zahlreiche Porträts der ehemaligen Stadtrichter und vieler Herrscher Sachsens bewundern, sondern auch am Modell von 1823 einen unwiederbringlichen Blick auf die Stadt genießen. Seit dem 1. Januar 2024 ist der Eintritt in das Stadtgeschichtliche Museum im Alten Rathaus frei.

© Markus Scholz

Mehr Infos unter: www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/

Ansonsten erfahrt ihr mehr zur Leipziger Geschichte in unseren Artikeln z.B. zur Geschichte des Kohlrabizirkus oder zum Leipziger Auwald.